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1. Rückkehr an den Arbeitsplatz nach dem Mutterschaftsurlaub, während der Vater bei dem Baby bleibt

Vorgestellt von„Finnish Institute of Occupational Health (FIOH)“, Finnland

Interviewte Person: Päivi L., weiblich

Darstellungsform des Interviews: Zusammenfassung durch den Autor / die Autorin

In welchen Bereichen hat die Beschäftigte Unterstützung erhalten?

    • Unterstützung des Unternehmens in der Elternzeit / in der Kinderbetreuung

    • Kinderbetreuungsangebot

    • Flexible Arbeitsorganisation

Päivi ist 38 Jahre alt und hat ihr Studium an der Universität Helsinki absolviert. Sie ist als Forschungs- und Entwicklungsleiterin im finnischen Finanzsektor tätig und Mutter eines fünfmonatigen Kindes. Im Hinblick auf ihr Alter ist Päivi eine „alte“ Mutter, deren Anzahl insbesondere unter den gut ausgebildeten finnischen Frauen stetig zunimmt. Es ist für diese Frauen normal, im Alter von 30+ ihr erstes Kind zu bekommen. Sie etablieren sich erst beruflich und gründen dann eine Familie.

Päivi kehrt nach Ablauf des Mutterschaftsurlaubes an ihren Arbeitsplatz zurück. Die Elternzeit teilt sie sich mit ihrem Mann, der dann zu Hause beim Kind bleibt. Im Sommer nimmt sie zwei Monate Elternzeit. Als das Kind geboren wurde, nahm ihr Mann die gesamte sogenannte Väterzeit - insgesamt drei Wochen - in Anspruch, und will nun fünf Monate in Elternzeit bleiben.

Eine solche Vereinbarung ist in Finnland nicht sehr typisch, da nur zwei Prozent der Väter mehr als die gesetzliche Väterzeit von drei Wochen nehmen. Möglicherweise wird dieses Vorgehen in Finnland jedoch an Normalität gewinnen, da die Frauen immer besser ausgebildet sind und bessere Arbeitschancen haben.

Päivi arbeitet sehr gern und will ihre erfolgreiche Karriere vorantreiben. Sie geht jedoch davon aus, dass sich ihr Arbeitsrhythmus ändern wird, da nun ein Baby im Haus ist. Sie arbeitet die üblichen 7,5 Stunden am Tag, macht jedoch keine Überstunden. Päivi hat Glück, dass sie auf Überstunden verzichten kann, weil ihr Arbeitgeber sehr lange Arbeitstage für wenig sinnvoll hält.

Päivis Arbeitgeber ist „familienfreundlich“ und hat einen Gleichstellungsplan, was als selbstverständlich angesehen wird. Die Beschäftigten können ihre Arbeitszeit verkürzen und zu Hause arbeiten. Außerdem besteht eine familiengerechte Regelung für den Fall, dass ein Kind plötzlich erkrankt. In dem Fall organisiert der Arbeitgeber einen Babysitter, sodass die bzw. der Beschäftigte seine Arbeit am normalen Arbeitsplatz ausüben oder zu Hause arbeiten kann, während sich der Babysitter um das kranke Kind kümmert.

In vielen Unternehmen verursacht das Fehlen von Eltern bei Krankheit des Kindes große Probleme, vor allem, wenn sie eine wichtige Position bekleiden. Heutzutage sind immer mehr Frauen in Schlüsselpositionen beschäftigt. Nach dem finnischen Recht kann ein Elternteil für drei oder vier Tage bei einem kranken Kind zu Hause bleiben. In vielen Betrieben erhalten die Beschäftigten im Einklang mit ihrem Arbeitsvertrag einen Ausgleich für das entgangene Gehalt; das gilt jedoch nicht für alle Unternehmen.

Der Bedarf an flexiblen Betreuungsangeboten, vor allem in Notfällen, hat in Finnland zur Entstehung neuartiger Babysitting-Firmen geführt. Die Dienstleistungen werden entweder Familien oder Unternehmen angeboten, die sie dann wiederum ihren Beschäftigten als Bonus offerieren. Eines der führenden Kinderbetreuungsunternehmen ist Kodinavux. Es hat Verträge mit über 400 Firmen geschlossen, die ihrem Personal Babysitting (und andere Haushaltsdienstleistungen wie z. B. Reinigungsdienste) anbieten. (www.kodinavux.fi)

Päivis Arbeitgeber unterstützt Eltern mit kleinen Kindern sehr. Daher ist Päivi zuversichtlich, dass sie ihre anspruchsvolle berufliche Tätigkeit und das Familienleben miteinander vereinbaren kann. Der Beruf war ihr immer wichtig. Jetzt, wo das Kind da ist, hat die Arbeit sogar noch an Bedeutung gewonnen, weil sie ihre Fähigkeiten als ehrgeizige und gut ausgebildete Frau effektiv einsetzen kann. Sie hofft, dass sie mit guter Planung und Strukturierung ihrer Arbeitszeit mehr „Qualitätszeit“ mit ihrem Kind und der Familie verbringen kann.

Päivi wünscht sich, dass sie und ihr Mann flexible Arbeitszeitregelungen, Telearbeit und gelegentlich Teilzeitarbeit nutzen können, um möglichst viel Zeit mit dem Kind zu verbringen. Als modernes Doppelverdiener-Paar verfolgen sie das Modell der partnerschaftlichen Teilung der Erziehungsaufgaben. Das heißt, dass sie sich bemühen, in allen Aspekten der Haushaltsführung, Kindererziehung und des Geldverdienens als Team gut zusammenzuarbeiten.