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13. Vollzeit-Telearbeit von zu Hause aus

Vorgestellt von „Team Srl.“, Italien

Interviewte Person: Roberta R. weiblich

Darstellungsform des Interviews: Zusammenfassung des Interviews durch den Autor / die Autorin sowie Originalzitate

In welchen Bereichen hat die Beschäftigte Unterstützung erhalten?

  • Anderer Bereich: Telearbeit

Roberta R. ist verheiratet und Mutter von zwei Söhnen im Alter von drei und fünf Jahren. Sie arbeitet bei der Abteilung „Internationale Zusammenarbeit und Europapolitik“ der Stadtverwaltung von Venedig.

Nach der Geburt ihres ersten Sohnes im Jahr 2005 zog Roberta in die nahe Venedig gelegene Stadt Vicenza, wo sie schon vor ihrer Heirat gelebt hatte und wo auch ihr Mann arbeitet. Nach ihrem ersten Mutterschaftsurlaub war es ihr dann nicht möglich, weiter im Büro in Venedig zu arbeiten.

Ich habe meine Arbeit geliebt und wollte sie nicht aufgeben. Auch die Geschäftsführung bedauerte, dass ich vielleicht würde aufhören müssen. Zusammen suchten wir nach einer optimalen Lösung, die von meinem Arbeitsvertrag gedeckt war. Telearbeit gehörte zu diesen Möglichkeiten, und so einigten wir uns darauf. Mein Chef war begeistert. Von jetzt an konnte ich aber nicht mehr die bisherige Arbeit leisten, denn laut Arbeitsvertrag ist es nicht möglich, eine Management-Funktion in Telearbeit auszuüben. Also musste ich eine Gehaltskürzung hinnehmen.”

Roberta hat einen Ein-Jahres-Arbeitsvertag, der schon viermal verlängert worden ist. Der Vertrag sieht mindestens zwei Stunden Telearbeit pro Tag sowie mindestens einen Tag pro Woche Arbeit im Büro in Venedig vor. Nach Möglichkeit soll Roberta an den Sitzungen der Geschäftsführung in Venedig teilnehmen. Die Stadtverwaltung finanziert für Roberta einige technische Hilfsmittel für die Telearbeit zu Hause: einen PC, einen Scanner, eine spezielle Telefonleitung, Internet und direkte Online-Anbindung ins Büro.

Roberta kann sich ihre Arbeitszeit zwar weitgehend frei einteilen, hat sich aber selbst ein paar feste Regeln gesetzt: An drei Tagen in der Woche, einschließlich des Arbeitstags in Venedig, arbeitet sie ganztags bis 19 Uhr, an drei Wochentagen arbeitet sie bis 15.30 Uhr und kümmert sich anschließend um ihre Familie. Sie hat sich zu Hause ein Büro eingerichtet. Während der Telearbeit kümmern sich entweder ein Babysitter oder ihre Eltern um die Kinder.

Ich habe bald gemerkt, dass ich mein Leben sehr genau strukturieren muss: Zum einen hilft mir das, mich besser und effektiver auf meine Arbeit zu konzentrieren; zum anderen gibt es meinen Kindern die Sicherheit, dass ich zu den genau festgelegten Zeiten auch für sie da bin.” Diese Form der Arbeitsorganisation hilft Roberta, einen guten Ausgleich zwischen Familie und Arbeit zu finden.

So arbeite ich weiterhin in Vollzeit und muss nicht auf ein volles Gehalt verzichten. Die Telearbeit zu Hause ermöglicht es mir, auf normale, aber auch unerwartete Wünsche und Bedürfnisse meiner Kinder einzugehen. Weil ich Fahrzeiten zur Arbeit spare, kann ich mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen.” Ein Telearbeitsplatz hat natürlich auch Nachteile. Für ihre Berufskarriere ist diese Arbeitsform nicht förderlich, und außerdem vermisst Roberta einige der beruflichen Kontakte.

Nach vier Jahren Telearbeit stört es mich inzwischen schon, dass ich nicht kontinuierlich im Büro bei der Stadtverwaltung bin. Ich verliere ein bisschen die sozialen Kontakte, die ich früher hatte. Es gibt zwar viele Möglichkeiten, auch aus der Ferne auf dem Laufenden zu bleiben. Trotzdem fehlen mir manche Impulse für die tägliche Arbeit. Mir scheint, dass meine Kolleginnen und Kollegen mich manchmal vergessen und sich nicht mehr so sehr für meine Arbeit interessieren.”

Trotz dieser Nachteile ist Roberta nach all den Erfahrungen doch überzeugt, dass die Telearbeit für sie die beste Lösung ist, um Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren.

Eigentlich wünsche ich mir schon, in meinem Job mehr gefordert zu werden. Im Moment brauche ich aber einfach mehr Zeit für meine Kinder. Es geht dabei nicht nur um die Zeitspanne, die ich mit ihnen verbringe, sondern um die Qualität des Zusammenseins. Ich finde, dass es unmöglich ist, zwei Söhne großzuziehen und gleichzeitig beruflich Karriere zu machen.”

Inzwischen sind die Kinder größer geworden, und Roberta kann ihre Arbeitszeit wieder anders planen. Sie plant jetzt, zweimal pro Woche nach Venedig zu fahren und dort jeweils länger zu arbeiten. Sie nimmt wieder aktiver am Berufsleben teil und intensiviert ihre Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen. Sie denkt zwar noch nicht daran, in absehbarer Zeit wieder Vollzeit in Venedig zu arbeiten, will aber weiter an einem Ausgleich der familiären und beruflichen Bedürfnisse arbeiten.

Bis auf weiteres will ich die Telearbeit weiter machen. Sobald meine Kinder erwachsen werden, werde ich aber auf jeden Fall wieder mehr in meine Karriere investieren!”