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14. Die Vorzüge flexibler Arbeitszeiten

Vorgestellt von „Team Srl.“, Italien

Interviewte Person: Daniela S., weiblich

Darstellungsform des Interviews: Zusammenfassung des Interviews durch den Autor / die Autorin sowie Originalzitate

In welchen Bereichen hat die Beschäftigte Unterstützung erhalten?

  • Betreuungsmöglichkeiten für Familien mit älteren Angehörigen oder Menschen mit Behinderung

  • Flexible Arbeitsorganisation

Die 39-jährige Daniela S. arbeitet seit 2004 in einem Supermarkt der CoopLiguria-Kette in Genua. Sie ist kinderlos verheiratet. Sie kümmert sich regelmäßig um ihre pflegebedürftigen Eltern, die außerhalb von Genua wohnen. Ihre Mutter leidet unter einer schweren Krankheit und muss regelmäßig ins Krankenhaus. In dieser schwierigen Situation kommt Daniela das italienische Gesetz Nr. 104/1999 zugute, das Beschäftigte fördert, die sich um behinderte oder kranke Familienangehörige kümmern müssen.

Auf der Grundlage dieses Gesetzes konnte ich mir schon oft von der Arbeit freinehmen, um meinen Eltern zu helfen und vor allem meine Mutter bei ihren Krankenhausbesuchen und Therapien zu begleiten. Allerdings reichen die Freistunden dafür oft nicht aus.”

Deshalb hat sich Daniela zusammen mit ihren Arbeitskolleginnen und -kollegen zur Teilnahme an dem innovativen Arbeitszeitmodell entschlossen, das die Firma 2008 eingeführt hat. Dieses Modell sieht vor, dass die Beschäftigten einer Abteilung ihre Arbeitszeiten in Gruppen, sogenannten „Inseln“, selbst organisieren. Dafür legen sie für einen Zeitraum von jeweils zwei bis vier Wochen ihre gewünschten Arbeitszeiten fest, die dann mit dem Personalbedarf in der jeweiligen Filiale abgestimmt werden. Eine spezielle Software unterstützt dabei den Ausgleich der Interessen von Arbeitgeber und Beschäftigten. Jeder Insel ist ein „Mediator“ zugeteilt, dessen Aufgabe es ist, die individuellen Arbeitszeitpräferenzen mit dem Bedarf der Filiale und des Unternehmens abzustimmen.

Ich hatte nie Probleme, an diesem Pilotprojekt teilzunehmen, denn ich merkte sofort, dass es für uns alle Vorteile bringen könnte. Wenn wir uns in Arbeitsinseln organisieren, können wir unsere Arbeitszeiten besser aufeinander abstimmen und sind bei der Arbeit zufriedener. Die Arbeit wird leichter und angenehmer für alle. Niemand möchte wegen ungünstiger Arbeitszeiten ständig auf seine Privatinteressen und Hobbys verzichten!”

Daniela wechselt meistens im Wochenrhythmus zwischen Frühschicht und Nachmittagsschicht. So kann sie ihre familiären Pflichten am besten erfüllen. Die Kolleginnen und Kollegen und auch der Mediator sind meistens sehr kooperativ. „Wenn ich für mich keine Lösung finde, mache ich das Beste aus der Situation und passe mich eben an. Alle in meinem Team setzen sich dafür ein, dass ich zufrieden bin, und da muss ich auch mal zurückstecken, wenn andere Hilfe brauchen.”

Kurz gesagt trägt die Arbeitsorganisation in „Inseln“ dazu bei, dass Daniela ihre familiären Verpflichtungen besser erfüllen kann und ihrem Arbeitgeber damit kaum zur Last fällt. „Wenn mein Arbeitsplan von meinen Vorgesetzten genau festgelegt wäre, müsste ich ständig um Schichtwechsel oder Freistellungen bitten. Die Arbeitsinseln dagegen helfen, die Bedürfnisse der Beschäftigten mit denen der Filiale abzustimmen.”

Durch die Organisation in Inseln hat Daniela auch mehr Zeit für sich: „Weil ich Familie und Arbeit jetzt besser miteinander vereinbaren kann, habe ich mehr Zeit, um mir selbst etwas Gutes zu tun. Ich gehe zum Beispiel schwimmen und mach einfach mal Urlaub zur Entspannung.” Außerdem hat Daniela jetzt auch manchmal samstags frei:

Der Samstag ist ein schwerer Arbeitstag, denn die Supermärkte sind dann immer brechend voll. In der Filiale, wo ich arbeite, kriegen wir also normalerweise erst ab Sonntag frei. Durch das Insel-Modell kann ich aber einen freien Samstag mit einer anschließenden Urlaubswoche planen. Das ist super, weil man die meisten Pauschalreisen von Samstag bis zum nächsten Samstag bucht.” Insgesamt ist Daniela mit dem Insel-Modell sehr zufrieden, da es sie sehr in ihrer schwierigen familiären Situation entlastet.