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16. Ein öffentlicher Gutschein fürs Babysitten

Vorgestellt von „Team Srl.“, Italien

Interviewte Person: Simone P., männlich

Darstellungsform des Interviews: Zusammenfassung des Interviews durch den Autor / die Autorin sowie Originalzitate

In welchen Bereichen hat der Beschäftigte Unterstützung erhalten?

  • Kinderbetreuungsangebot

Der 23-jährige Simone P. ist alleinerziehender Vater eines dreijährigen Sohnes. Die Mutter des Jungen hat sich seit Längerem nicht um ihren Sohn gekümmert. Während Simones Arbeitszeit versorgen seine Eltern oder andere Verwandte den Jungen.

Simone arbeitet als Sozialpädagoge bei einer gemeinnützigen Organisation in Genua. Er ist im Rahmen eines sogenannten „Kooperationsvertrages“ angestellt. 2009 nahm er an einer EU-kofinanzierten städtischen Fortbildung teil, mit dem Ziel, sich zum „Sozialpädagogischen Animateur“ zu qualifizieren. Neben herkömmlichen Fortbildungsanteilen enthielt der Kurs einen praxisbezogenen Teil bei einer Wohlfahrtsorganisation. Um an diesem Praktikum teilnehmen zu können, setzte Simone einen sogenannten „Familienhilfegutschein“ ein. Dieser Gutschein wird von der Provinzverwaltung von Genua im Rahmen eines Maßnahmenpaketes zur Förderung der Vereinbarung von Familie und Beruf ausgegeben. Mit dem Gutschein konnte Simone einen Monat lang mehrere Stunden täglich einen Babysitter finanzieren. „In dem Infoblatt zu der Fortbildungsmaßnahme war der Gutschein erwähnt, und da habe ich zugegriffen.”

Ursprünglich richtete sich dieses öffentlich finanzierte Gutschein-System an Frauen, um ihnen die Vereinbarung von Familie und Beruf zu erleichtern. Zielgruppe waren Frauen, die an beruflichen Wiedereingliederungsmaßnahmen teilnehmen oder nach solch einer Maßnahme eine neue Arbeit aufnehmen und die ein Neugeborenes oder behinderte oder alte Angehörige zu versorgen haben. Vor dem Hintergrund der neuen italienischen Programme zur Förderung von Vätern wurde Simone der Gutschein aber problemlos ausgestellt.

Simone nutzte das Babysitter-Angebot einer von der Provinzregierung geförderten gemeinnützigen Genossenschaft. „Durch diese Möglichkeit konnte ich meine Eltern von der täglichen Sorge für meinen Sohn entlasten: Die Babysitterin übernahm den Kleinen jetzt drei Stunden am Nachmittag. Bis dahin musste meine Familie immer einspringen, weil ich keinen Krippenplatz finden konnte.”

Inzwischen besucht Simones Sohn eine Vorschule. Simone hat jetzt einen Teilzeitvertrag mit einer anderen Genossenschaft, für die er behinderte Kinder sozialpädagogisch betreut. In diesem neuen Job sind Simones Arbeitszeiten noch nicht klar festgelegt, denn er arbeitet hauptsächlich als „Springer“ für seine Kolleginnen und Kollegen. So muss er sehr flexibel sein, denn er erfährt erst sehr kurzfristig, wann er eingesetzt wird. Das stellt natürlich eine Herausforderung dar. Simone vertraut aber darauf, dass sich diese Situation im nächsten Schuljahr entspannt, denn seine Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen kennen seine Lage und wissen, was für einen Rahmen Simone braucht.

Alles in allem hat der Familienhilfegutschein – auch wenn er nur befristet war – Simone sehr dabei geholfen, trotz familiärer Herausforderungen auch seine berufliche Karriere nicht zu vernachlässigen.