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17. Karriere steht einer glücklichen Familie nicht im Wege

Vorgestellt von „Free Trade Union Confederation of Latvia” Lettland

Interviewte Person: Solvita B., weiblich

Darstellungsform des Interviews: Zusammenfassung des Interviews durch den Autor

In welchen Bereichen hat die Beschäftigte Unterstützung erhalten?

  • Unterstützung schwangerer Frauen

  • Flexible Arbeitsorganisation

  • Schulungen / Wiedereingliederungsmaßnahmen für Beschäftigte, die nach einer längeren Familienphase wieder ins Berufsleben zurückkehren

  • Unterbrechung der Karriere

  • Andere Bereiche: Tarifvertragliche Regelungen

Solvita B. arbeitet bei JSC “Valmieras stikla Sķiedra (VS S)”, der Valmiera Glasfaser AG, als Projektingenieurin. 2002 hat sie in dem Unternehmen als Finanzbuchhalterin angefangen, 2004 übernahm sie dort eine Stelle als Ökonomin und ist seit 2005 Projektingenieurin.

Solvita lebt mit ihrem Ehemann und zwei Söhnen zusammen, die ihre volle Aufmerksamkeit fordern, wenn sie zu Hause ist. Deshalb ist es wichtig für sie, einen Job mit flexibler Arbeitszeit zu haben. Zurzeit ist sie in Erziehungszeit. Bis vor kurzem musste sie ihre Arbeitszeiten noch so organisieren, dass sie ihren älteren Sohn vor der Arbeit in den Kindergarten bringen und ihn nach Feierabend wieder abholen konnte. Ein Besuch beim Friseur musste zum Beispiel so organisiert werden, dass sie ihren Sohn noch vor 18 Uhr vom Kindergarten abholen konnte. Sie ist mit den Arbeitszeitregelungen bei VS S sehr zufrieden: Sie arbeitet täglich von 7.40 bis 16.10 Uhr. Morgens bringen sie und ihr Mann ihren Sohn in den Kindergarten, dann bringt ihr Mann sie mit dem Wagen zur Arbeit, bevor er selbst zu seiner Arbeitsstelle fährt. Da die Familie nur ein Auto besitzt, müssen die Zeiten genau geplant werden. Solvita betont, dass es die bei VS S bestehenden Arbeitszeiten schon gab, bevor sie in dem Unternehmen anfing. Das Unternehmen VS S liegt am Stadtrand von Valmiera. Damit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Betrieb leicht erreichen können, hat die Geschäftsführung mit der Stadtverwaltung vereinbart, dass die Linienbusfahrpläne auf die Arbeitszeiten im Unternehmen abgestimmt werden.

Wenn ihr Sohn krank war, hat ihr Arbeitgeber Solvita immer unterstützt. Er fand immer jemanden, der oder die Solvitas Aufgaben während ihrer Abwesenheit übernehmen konnte. Das lettische Arbeitsrecht ermöglicht es, dass Solvita oder ihr Mann bei der Erkrankung eines Kindes zu Hause bleiben können.

In dem Unternehmen gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, nach dem eine Mutter, die Erziehungszeit nimmt, sich regelmäßig beim Unternehmen meldet, sei es telefonisch oder durch Besuche bei Kolleginnen und Kollegen. Diese informelle Regelung erleichtert der Mutter nach der Erziehungszeit den Wiedereinstieg in die Arbeit.

Laut Tarifvertrag steht den Beschäftigten ein bezahlter arbeitsfreier Tag bei der ersten Hochzeit sowie ein unbezahlter freier Tag bei der Geburt eines Kindes zu. Das Unternehmen übernimmt einen Teil der Kosten für Kinderferienlager und zahlt auch einen Zuschuss bei der Geburt. Solvitas Arbeitgeber gewährt darüber hinaus weitere Unterstützung: Er organisiert für die Kinder der Beschäftigten jedes Jahr eine Weihnachtsfeier und zahlt einen finanziellen Zuschuss bei der Einschulung. Um den Zusammenhalt im Unternehmen zu stärken, finanziert er zudem im Sommer Sportfeste für die Beschäftigte und deren Familien. Wenn es der finanzielle Rahmen erlaubt, wird auch eine große Weihnachtsfeier organisiert. Solvita findet es sehr wichtig, dass ihr Arbeitgeber vor Einstellung neuer Beschäftigter obligatorische Gesundheitschecks durchführt und auch jährliche Gesundheitsprüfungen finanziert. Darüber hinaus übernimmt das Unternehmen, je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit, teilweise oder in vollem Umfang die Kosten für die Gesundheitsversicherung der Beschäftigten. Diese sind außerdem im Betrieb unfallversichert. Auch ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten einen Zuschuss zur Sozialversicherung.

Einmal jährlich führt Solvitas direkter Vorgesetzter Einzelgespräche mit den Beschäftigten über Fragen der Arbeitsbedingungen, über Zukunftspläne, Fortbildungsprogramme oder Verbesserungsvorschläge. Für Solvita ist es wichtig, dass sie als Mitarbeiterin angehört wird.

Einige wichtige Punkte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind teilweise auch in Tarifverträgen fixiert: