Home Back

18. Flexible Arbeitszeiten – optimal, um Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren

Vorgestellt von „Free Trade Union Confederation of Latvia” Lettland

Interviewte Person: Sanita L., weiblich

Darstellungsform des Interviews: Zusammenfassung des Interviews durch den Autor

In welchen Bereichen hat die Beschäftigte Unterstützung erhalten?

  • Flexible Arbeitsorganisation

  • Schulungen / Wiedereingliederungsmaßnahmen für

Beschäftigte, die nach einer längeren Familienphase wieder ins Berufsleben zurückkehren

  • Unterbrechung der Karriere

  • Andere Bereiche: Tarifvertragliche Regelungen

Sanita L. leitet seit 2006 die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit (PR) der größten Nichtregierungsorganisation (NRO) Lettlands. Sie ist geschieden und alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen, 9 und 15 Jahre alt. Ihre Arbeitszeit dauert täglich von 8.30 bis 17.15 Uhr. Mit Zustimmung ihres Arbeitgebers kann sie allerdings während der Arbeitszeit zu Hause nach ihren Söhnen sehen, wenn einer oder beide krank sind, oder sie kann einen Termin in der Schule wahrnehmen, falls es dort Probleme gibt. Für Sanita ist es wichtig, dass sie ihre Mittagspause in die Zeit legen kann, in der ihre Söhne von der Schule kommen. Sie wohnt in der Nähe ihres Arbeitsplatzes, sodass sie die Mittagspause immer zu Hause mit ihren Söhnen verbringen kann. In dieser Zeit kann sie auch, falls nötig, etwas Hausarbeit erledigen.

Sanita betont, dass sie sich von Anfang an bemüht hatte, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Für die Arbeit in der NRO zog sie von einer 100 km entfernten Stadt mit ihren Söhnen nach Riga. Damals waren die Kinder noch klein und wurden häufig krank, und so sah sie sich gezwungen, oft zu Hause zu bleiben und ihre Arbeitszeiten entsprechend zu organisieren. Dabei war es sehr wichtig, dass der Arbeitgeber ihr einen Laptop für zu Hause zur Verfügung stellte. So konnte sie sich als PR-Managerin von zu Hause aus über alle Belange in der NRO und in den Medien auf dem Laufenden halten. Seit sie ihr Büro im Institut hat, hat der Arbeitgeber erlaubt, dass ihre Kinder dort die Computer während Sanitas Arbeitszeit für ihre Hausaufgaben nutzen können. Außerdem stellt er die Instituts-Parkplätze und Transportdienste im Bedarfsfall kostenfrei für private Zwecke der Beschäftigten zur Verfügung.

Die NRO hat ein eigenes Handy-Telefonnetz, über das die Beschäftigten einander kostenfrei anrufen können. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Kindern oder pflegebedürftigen Familienangehörigen (Eltern oder Angehörige mit Behinderungen) ist es hifreich, dass sie vom Arbeitgeber eine zusätzliche kostenfreie Telefonnummer erhalten, über die sie mit ihren hilfsbedürftigen Angehörigen in Kontakt bleiben können. So kann Sanita jederzeit und ohne sich über horrende Handy-Gebühren sorgen zu müssen, mit ihrem jüngeren Sohn Kontakt halten und weiß, wo er ist und was er gerade tut.

Betriebseigene Feste und Veranstaltungen für die Beschäftigten und ihre Familien – beispielsweise an Ostern oder zur Sommersonnenwende – sind weitere wichtige Angebote dieses Arbeitgebers: Das Institut ist dann geschlossen, und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen einen Ausflug nach Riga oder in die Umgebung, um im traditionellen Stil zusammen mit den Familienangehörigen zu feiern. Besonders beliebt sind in Lettland die von vielen Unternehmen organisierten Sommer-Sportfeste. Sanita nimmt zu diesen Sportfesten natürlich immer ihre Söhne mit, die als aktive Sportler an allen Wettkämpfen teilnehmen. Jedes Jahr beteiligen sich Sanita und ihre Kolleginnen und Kollegen an einer großen landesweiten Aktion, um Lettland schön und sauber zu halten: Alle Bürger sind dann eingeladen, ihre Heime, Gärten und die Natur aufzuräumen und von Abfall zu säubern. Sanita fährt dann mit ihren Söhnen, ihrem Arbeitgeber und vielen Kolleginnen und Kollegen zusammen zum Beispiel in einen lettischen Nationalpark, um dort Abfälle einzusammeln. Für sie und ihre Jungen gehört dies zu den Lieblingsaktivitäten. Der ganze Betrieb – Arbeitgeber und Beschäftigte mit ihren Familien – tun auf diese Weise etwas sehr Schönes für ihr Land. Sanita ist überzeugt, dass ihre Söhne so schon früh wahrnehmen, wie die Umwelt sauberer und schöner wird und Abfall nicht mehr einfach sorglos wegwerfen.

2008 hat Sanita ein Jurastudium am College angefangen. Sie findet es zwar nicht leicht, zu Hause und auf der Arbeit alle Aufgaben in den Griff zu bekommen. Ihr Arbeitgeber gewährt ihr aber bezahlten Sonderurlaub für ihr Studium, sobald Prüfungen bevorstehen oder sie Forschungsarbeiten oder Präsentationen vorbereiten muss. Zusätzlich übernimmt ihr Arbeitgeber gemäß Tarifvertrag etwa 145€ ihrer jährlichen Studienkosten. Im letzten Jahr hat sie mit diesem Geld einen Englischkurs finanziert.

Sanita betont, dass hiervon beide Seiten profitieren, Arbeitgeber und Beschäftigte: Wenn kein Stress auf privater Ebene besteht und Familie und Beruf sich gut miteinander vereinbaren lassen, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufriedener. Oft wollen sie sich aus eigenem Antrieb weiter qualifizieren, um beruflich bessere Leistungen zu erzielen. Der Arbeitgeber profitiert seinerseits von loyalen, hoch motivierten und effizienten Beschäftigten und geringen Ausgaben.