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20. Der Tarifvertrag – ein Rahmen zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Vorgestellt vonFree Trade Union Confederation of Latvia” Lettland

Interviewte Person: Kaspars R., männlich

Darstellungsform des Interviews: Zusammenfassung des Interviews durch die Autorin

In welchen Bereichen hat der Beschäftigte Unterstützung erhalten?

  • Unterstützung des Unternehmens in der Elternzeit /

in der Kinderbetreuung

  • Flexible Arbeitsorganisation

  • Weitere Unterstützungsformen für Väter/Mütter die

in Elternzeit sind / Familienzeit nehmen

  • Andere Bereiche: Tarifvertragliche Regelungen

Kaspars R. arbeitet seit 2005 als Rechtsanwalt für eine große lettische NRO. Seine offizielle Arbeitszeit dauert von 8.30 bis 17.30 Uhr, freitags bis 15.30 Uhr. Nach einer innerbetrieblichen Reglung wird auf die Einhaltung der Arbeitszeit jedoch kein allzu großer Wert gelegt. Vielmehr verlangt der Arbeitgeber, dass Kaspars ihm regelmäßig aussagefähige Berichte über seine Arbeit abliefert. Seine Arbeitszeit, in der er Mandanten berät oder Rechtsansprüche bearbeitet, kann er dann weitgehend selbst einteilen.

Kaspars’ Frau Dina ist arbeitslos und kümmert sich um den Haushalt und die beiden Töchter, Estere, eineinhalb, und Elizabete, drei Jahre alt. Elizabete besucht viermal pro Woche den Kindergarten, Estere einmal.

Kaspars begann während seines Studiums, in der NRO zu arbeiten. Der Arbeitgeber bot ihm flexible Arbeitszeiten an, so dass er nach den morgendlichen Vorlesungen am Nachmittag ins Büro gehen konnte. Glücklicherweise war die Universität auch in der Nähe seines Büros und er konnte die Zeit, wenn einmal eine Vorlesung ausfiel, für seine Arbeit in der NRO nutzen.

Nach seiner Hochzeit zahlte ihm sein Arbeitgeber einen tarifvertraglichen Gehaltszuschuss und gewährte ihm Sonderurlaub. Je einen Tag Sonderurlaub erhielt Kaspars auch bei der Geburt seiner beiden Töchter. Außerdem bekam er jeweils frei, um zu den Beerdigungen seiner Schwiegereltern zu fahren. Auch Kaspars’ Arbeitgeber gibt seinen Angestellten die Gelegenheit, mit ihren Familien an Betriebsfesten wie sommerlichen Sportveranstaltungen, gemeinsamen Opernbesuchen oder Verschönerungsaktionen in Lettland teilzunehmen.

Kaspars muss seine Töchter jeden Tag zum Kindergarten bringen. Es ist wichtig für ihn, dass er seine Arbeitszeiten an die Öffnungszeiten des Kindergartens anpassen kann, denn andernfalls müsste er dem Kindergarten Zuschläge für die verlängerte Arbeitszeit der Erzieherinnen zahlen. Wenn seine Kinder krank sind und zu Hause bleiben müssen, kann Kaspars manchmal nicht ins Büro. In diesen Fällen kann er von zu Hause aus arbeiten. Sein Arbeitgeber hat ihm einen Laptop zur Verfügung gestellt, mit dem er überall, wo eine Internet-Verbindung besteht, arbeiten kann. So kann er Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren. Nach Kaspars’ Ansicht kommen flexible Arbeitszeiten dem Arbeitgeber und den Beschäftigten gleichermaßen zugute – sofern zwischen beiden ein Vertrauensverhältnis besteht. Dann kann der Arbeitgeber darauf vertrauen, dass die Arbeit auch ohne direkte Kontrolle termingerecht erledigt wird.

Der Tarifvertrag kann, wie Kaspars betont, ein nützliches Instrument zur Durchsetzung flexibler Arbeitsbedingungen im Sinne einer guten Vereinbarung von Familie und Beruf sein.

Unter anderem sind die folgenden wichtigen Punkte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf tarifvertraglich fixiert:

Kaspars erwähnt auch Zusatzleistungen seines Arbeitgebers, die nicht vertraglich fixiert sind. Es sind dies Arbeitgeberzuschüsse zur Krankenversicherung oder besondere Vergünstigungen bei der Versicherung seiner Frau sowie die Zuteilung einer kostenfreien betrieblichen Handy-Nummer für seine Frau, so daß sie ihn jederzeit anrufen kann.