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29. Familienfreundlicher Arbeitsplatz in öffentlicher Einrichtung

Vorgestellt vom „Sozial Innovation Fund” Litauen

Interviewte Person: Ruta D., weiblich

Darstellungsform des Interviews: Zusammenfassung des Interviews durch den Autor / die Autorin sowie Originalzitate

In welchen Bereichen hat die Beschäftigte Unterstützung erhalten?

    • Unterstützung des Unternehmens in der Elternzeit / in der Kinderbetreuung

    • Flexible Arbeitsregelungen

Ruta D. ist 29 Jahre alt und alleinerziehende Mutter des dreieinhalbjährigen Algirdas. Sie ist leitende Fachkraft für Soziales und Meldeangelegenheiten im Bezirk Sanciu der Stadt Kaunas, wo sie seit 2003 arbeitet. Ruta ist eine sehr aktive junge Frau und stets bestrebt, ihre beruflichen Kenntnisse zu erweitern und ihre Qualifikationen zu verbessern. Gleichzeitig kümmert sie sich intensiv um ihren Sohn und versucht, ihm so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu widmen.

Die Arbeit in einer öffentlichen Einrichtung ist laut Ruta von großem Vorteil, da ihr Arbeitgeber alle in Litauen erlassenen Gesetze befolgen muss. Als alleinerziehende Mutter hat sie es nicht leicht, insbesondere, da sie acht Stunden am Tag arbeitet und sich gleichzeitig um das Kind kümmern muss. Ruta versucht, sich über alle gesetzlichen Neuregelungen im Bereich Mutterschaft und Kinderbetreuung auf dem Laufenden zu halten und sowohl am Arbeitsplatz als auch im täglichen Leben so viel wie möglich von den gesetzlichen Regelungen zu profitieren.

Nach der Geburt ihres Sohnes nahm Ruta Mutterschaftsurlaub und blieb bei ihrem Sohn, bis er ein Jahr alt wurde. Da ihr Sohn oft krank war, beschloss Ruta, den Mutterschaftsurlaub zu verlängern, bis ihr Sohn zweieinhalb Jahre alt war. Danach nahm sie im Einklang mit dem Arbeitsgesetzbuch9 das Recht in Anspruch, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. „Alle Leute in unserer Abteilung sind sehr freundlich und hilfsbereit, insbesondere die Bezirksleitung. Ich war daher sehr glücklich, dass ich an meinen Arbeitsplatz zurückkehren konnte“, sagt Ruta.

Eine schöne Überraschung war für sie die Entscheidung ihres Arbeitgebers, ihr neue Aufgaben wie die Beratung zu Meldeangelegenheiten und die Organisation von Schulungen am Arbeitsplatz zu übertragen. Davon hatte man sie bereits vor ihrer Rückkehr an den Arbeitsplatz in Kenntnis gesetzt. Die zuständige Mitarbeiterin und ihre Kolleginnen und Kollegen übermittelten ihr alle rechtlichen Informationen, die sie zur Erfüllung ihrer neuen Aufgaben brauchte.

Es war, als käme ich nach Hause, wo alle schon auf mich warteten und mir helfen wollen“, sagt Ruta. Sie fühlte sich auch in der Zeit des Mutterschaftsurlaubs mit den Geschehnissen an ihrer Arbeitsstätte eng verbunden, da die Bezirksleitung und ihre Kolleginnen und Kollegen sie regelmäßig anriefen, sich nach ihrem Befinden erkundigten und Neuigkeiten erzählten. „Bei uns herrscht eine sehr freundliche Arbeitsatmosphäre. Alle werden von der Chefetage ermuntert, rege zu kommunizieren und einander zu helfen.“

Als Ruta die Arbeit wieder aufnahm, musste sie ihren Sohn im Kindergarten anmelden. „Ich habe einen Kindergarten in der Nähe meines Arbeitsplatzes gesucht. Da ich in einem Vorort von Kaunas lebe, war es viel besser für mich, das Kind in der Nähe der Arbeitsstätte unterzubringen und nicht so viel fahren zu müssen. Gerade morgens und abends, wenn der Kindergarten schließt, gibt es viele Staus.“

Da in Litauen Betreuungsplätze für Kleinkinder fehlen, hatte Ruta Glück, einen Platz in Gehweite zu ihrer Arbeitsstätte zu finden. Allerdings hatte sie ein Problem mit den Öffnungszeiten. Ihr Arbeitstag beginnt um 8 Uhr, und gleichzeitig öffnet auch der Kindergarten. Da ihr Sohn recht anfällig ist, war er anfangs oft krank. Manchmal musste Ruta ihn tagsüber vom Kindergarten abholen und direkt zum Arzt bringen. Sie bat die Behörde schriftlich um Erlaubnis, ihren Arbeitstag später beginnen zu können. Gleichzeitig einigte sie sich mit der Bezirksleitung darauf, im Fall unvorhergesehener Ereignisse im Zusammenhang mit dem Kind einige Stunden oder einen Tag freinehmen zu können. Ihren Bedürfnissen wurde viel Verständnis entgegengebracht.

Alle Beschäftigten, auch die Bezirksleitung, stehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Kindern sehr wohlwollend gegenüber“, sagt Ruta. Manchmal musste sie ihren Sohn sogar mit zur Arbeit nehmen, wenn sie keine Betreuung für ihn fand. Ihr Sohn durfte sich in ihrem Büro aufhalten, wo er malen und in der eigens für ihn eingerichteten „Kinderecke“ spielen konnte.

Wie Ruta erklärt, hat sie dank ihres familiengerechten Arbeitsumfelds keine Probleme, ihren Beruf und die Betreuung ihres Sohnes miteinander zu vereinbaren. Sie kann bei Problemen mit ihrem Kind jederzeit einige Stunden oder Tage freinehmen. Auch den Urlaub können alle Beschäftigten im Bezirk Sanciu wie gewünscht nehmen. Es muss nur gewährleistet sein, dass jederzeit mindestens eine Fachkraft in dem Bereich anwesend ist.

Ruta berichtet, dass an ihrem Arbeitsplatz sowohl Männer als auch Frauen bereit sind, Mutterschafts- oder Vaterschaftsurlaub zu nehmen und dass dies stets begrüßt wird. „Dieser Arbeitsplatz ist wirklich familiengerecht! Wir fühlen uns hier sicher aufgehoben, weil wir wissen, dass wir alle Vorzüge nutzen können, die das litauische Recht bietet. Unsere Kommune organisiert jährlich Weihnachtsfeiern für die Kinder der Beschäftigten aller Stadtbezirke von Kaunas. Im Sommer haben wir die Möglichkeit, mit unseren Familien Urlaub auf dem Bauernhof zu verbringen.“

Ich bin mit meiner aktuellen Arbeitssituation rundum zufrieden. Ich weiß, dass mein Arbeitgeber die Bedürfnisse von Eltern kennt, die sich um ein Kind kümmern müssen.“