Home Back

4. Arbeitsfreistellung - ein neuer Ansporn zu arbeiten

Vorgestellt von „Finnish Institute of Occupational Health (FIOH)“, Finnland

Interviewte Person: Eija L., weiblich

Darstellungsform des Interviews: Zusammenfassung des Interviews durch den Autor / die Autorin

In welchen Bereichen hat die Beschäftigte Unterstützung erhalten?

    • Unterbrechung der Arbeitszeit

    • Andere Bereiche: Unterbrechung der Arbeitszeit als eine Form des Sabbatical

Eija ist 55 Jahre alt und hat einen wissenschaftlichen Abschluss im Bereich Medizin und Pflege. Seit ihrem Abschluss vor 33 Jahren ist sie, mit Ausnahme von zwei Mutterschutzpausen in den frühen 1980ern, berufstätig. 2004 hat sie als Forscherin und Entwicklerin am Finnischen Institut für Gesundheit und Arbeitsschutz (FIOH) angefangen.

Das FIOH ist eine anerkannte und fachlich spezialisierte Forschungsinstitution, die sich mit der Förderung von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und dem Wohlergehen von Arbeiter/innen befasst. Die Anzahl der festangestellten Beschäftigten liegt bei ca. 600, zusätzlich arbeiten etwa 200 Menschen in verschiedenen Projekten. Die FIOH ist ein fortschrittlicher Arbeitgeber mit einem Gleichstellungsplan und einem Plan für das Wohlergehen der Arbeitnehmer. Das Institut investiert auch in Maßnahmen des Lebenslangen Lernens für seine Beschäftigten. In 2008 wurde ein umfangreiches Mentoren-Programm durchgeführt.

Eijas Arbeitsaufgaben umfassen u.a. Altersmanagement - Aktivitäten, die darauf ausgerichtet sind, die Arbeitskarrieren von älteren Angestellten zu verlängern. Dies ist wichtig, da die Bevölkerung in Finnland immer älter wird. Die finnische Regierung hat als eines ihrer Ziele eine Verlängerung der Zeit, die die Finnen auf dem Arbeitsmarkt verbleiben, definiert. Daher sind neue Forschungsarbeiten auf dem Gebiet Alterungsprozesse notwendig, die im Team des Arbeitsbereiches „Lebensverlauf und Arbeit“ untersucht werden, in dem Eija arbeitet. Sie ist das einzige Teammitglied, welches in Tampere (rund 200km von Helsinki entfernt) arbeitet, während die anderen Teammitglieder am Hauptsitz des Institutes in Helsinki arbeiten. Das bedeutet, dass Eija viel reisen muss.

Im Laufe des Jahres 2009 hat Eija eine Arbeitsfreistellung beantragt, eine Auszeit vergleichbar einem Sabbatjahr. Die Freistellung ist durch ein Gesetz geregelt, muss aber immer zuerst mit dem Arbeitgeber abgestimmt werden. Wenn dieser eine positive Rückmeldung gibt, kann über die Details verhandelt werden. Eine solche Freistellung kann zwischen 90 und 359 Tagen dauern, und kann am Stück oder in mehreren Abschnitten genommen werden. Diese zeitlichen Regelungen müssen in einem Arbeitsunterbrechungsvertrag vor dem Beginn der Freistellung festgehalten werden.

Eine Freistellung ist nur möglich, wenn der Arbeitnehmer/die Arbeitnehmerin mindestens 10 Jahre erwerbstätig war. Dies war keine Hürde für Eija, da sie seit 33 Jahren beruftätig ist. Für eine Arbeitsfreistellung muss ein Arbeitssuchender als Vertretung eingestellt werden, dessen Gehalt vom Arbeitgeber bezahlt werden muss. Als Vertretung sollte eine junge Person, ein Langzeitarbeitssuchender, oder eine Person, die vor kurzem eine akademische oder berufliche Ausbildung abgeschlossen hat, eingestellt werden.

Am FIOH waren die Rückmeldungen auf Eijas Wunsch nach einer solchen Pause sehr positiv. Sowohl ihr Chef als auch ihr Team haben sie unterstützt. Sie fanden, dass es eine mutige Idee war. Die FIOH hatte bereits Erfahrungen mit Arbeitsfreistellungen, da diese laut Personalchefin Monica Hostio schon viele Personen in Anspruch genommen haben.

Eija hat gute Gründe für ihre Auszeit. Ihre Mutter ist schwerkrank, was dazu geführt hat, dass Eija ihr Leben und ihre Präferenzen neu überdacht hat. Sie möchte mehr Zeit haben, um sich um Ihre Mutter zu kümmern. Außerdem möchte sie ihren Mann, einen Professor an der Technischen Universität von Tampere, in seinem Sabbatjahr auf Reisen ins Ausland begleiten. Eine wichtige Rolle bei ihrer Entscheidung hat auch der Wunsch nach mehr Zeit für persönliche Interessen gespielt.

Studien zu den Ursachen, warum Menschen sich für Sabbatjahre bewerben, haben gezeigt, dass die meisten Menschen Beweggründe haben, die denen von Eija sehr ähnlich sind. Viele wollen sich von ihrem hektischen Arbeitsalltag erholen und mehr Zeit mit ihren Familien, Freunden und Hobbies verbringen. Manche, so wie Eija, wollen sich um ihre älter werdenden Eltern kümmern. Der Hauptanteil der Arbeitnehmer (70%), die ein Sabbatjahr nehmen, sind Frauen, die in Bereichen arbeiten, in denen sie intensiv mit anderen Menschen zu tun haben, wie Lehrer, Pflegepersonal und generell Beschäftigte aus dem Dienstleistungssektor, besonders dem öffentlichen Dienst.

Eija hat ihr Sabbatjahr sehr genossen, aber sie war auch froh, als sie an Ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt ist. Während der Freistellung hat sie den Kontakt zu ihrem Team gehalten und regelmäßig ihre E-Mails gelesen. Ansonsten hat sie sich von ihren Arbeitspflichten entbunden gefühlt. Sie war sehr zufrieden mit ihrer Vertretung, die sie gut ersetzt hat, so dass die anderen Teammitglieder ihre Aufgaben nicht übernehmen mussten.

Das Beste an ihrem Sabbatjahr war für Eija, die Zeit, die sie mit ihrer Familie, ihren Hobbies und ihrer Forschung verbracht hat. Es war wichtig, Abstand zu ihrer gewohnten Arbeitsroutine zu finden und neue Kraft zu tanken. Die Pause von ihrer Karriere wird ihr helfen, länger zu arbeiten, was eines der Ziele der Arbeitsfreistellungsmaßnahme ist.